header_neu

Mittwoch, 11. März 2009

Ein Abend im März

Mein Geburtstags-Mitbringsel für euch. Wünsche allen ein schönes Jahr. Macht was draus!

Dienstag, 10. März 2009

Artikel verbreitet: 20 Jahre Haft

Der 23-jährige Journalistik-Student Sayed Perwiz Kambachsch hat einen Artikel über die Rolle der Frau im Koran aus dem Internet heruntergeladen und verbreitet. Dafür muss er nun 20 Jahre ins Gefängnis. Der Vorwurf: Blasphemie und Verleumdung des Islams.

Ein Gericht in Masar-i Scharif hatte Kambachsch zuerst hinter verschlossenen Türen zum Tode verurteilt. Die Richter standen laut der Organisation Reporter ohne Grenzen offenbar unter massivem Druck von Mullahs.

Ein Berufungsgericht in Kabul hat das Todesurteil im vergangenen Herbst in eine 20-jährige Gefängnisstrafe umgewandelt. Der Verteidiger des Angeklagten, Mohammed Afsal Nuristani, wurde nicht angehört. Zeugen durften nicht einberufen werden.

Das Kabuler Gericht bestätigte nun vor wenigen Wochen diese Entscheidung. Das Urteil basiere auf einer Anklage, die gegen afghanische Gesetze verstoße, so Anwalt Nuristani. Er erfuhr von dem Richterspruch, als er gerade dabei war, seinen Verteidigungsbrief einzureichen. "Wie können sie so eine Entscheidung treffen, ohne abzuwarten, was die Verteidigung zu sagen hat?", fragte der Verteidiger. Nuristani will sich dafür einsetzen, dass das Verfahren neu aufgerollt wird.

Kambachsch, der neben seinem Studium als Reporter für die Tageszeitung Jahan-e-Naw ("The New World") arbeitete, war am 27. Oktober 2007 festgenommen worden. Das Berufungsgericht hält an der Anklage fest, obwohl die afghanische Verfassung Pressefreiheit garantiert.

Reporter ohne Grenzen befürchtet nun, dass Kambachsch ins Pul-e Charkhi-Gefängnis in Kabul oder ins Gefängnis von Masar-i Scharif im Norden Afghanistans gebracht wird. In diesen Haftanstalten müsse der Journalist um sein Leben fürchten, da unter den Insassen viele Taliban seien, so die Organisation.

Sie fordert jetzt den afghanischen Präsidenten Hamid Karzai auf, sich für den Verurteilten einzusetzen.

Wenn Ihr Sayed Perwiz Kambachsch helfen möchtet, unterschreibt die Petition an Karzai für Kambachschs Freilassung. Quelle: Reporter ohne Grenzen Nachtrag von September 2009: Der afghanische Präsident Hamid Karsai ist der Petition gefolgt und hat Sayed Perwiz Kambachsch begnadigt.

Geschichtenerzähler


Wer seine Geschichte nicht erzählen kann, existiert nicht.

- Sir Salman Rushdie in einem FR-Interview

Sonntag, 1. März 2009

Der Wahnsinn und die Musik

Wer hat sich noch nicht gewünscht, so wundervoll singen zu können wie ein verehrter Musiker? Man hätte auch gerne eine so schöne Stimme. Aber darauf kommt es gar nicht an. Schön singen zu können, ist für einen Sänger so wichtig wie für einen Schauspieler gut auszusehen. Übertrieben gesagt, klar. Aber trotzdem. Wie viele Sternchen und Möchtegerns gibt es, die ganz nett singen können? Und das mag auch reichen für eine Feier daheim, aber diese Menschen sind keine Musiker. Keine Singer-Songwriter oder sonstwas. Beim Journalismus oder der Schriftstellerei geht es schließlich auch nicht darum, nur schön schreiben zu können. Schöne aber sinnlose Sätze.

Ein Songwriter, ein Musiker braucht eine Botschaft, eine Intensität, seine Musik ist eine Sprache und er kann nicht anders als zu erzählen, erzählen zu müssen. Es ist die besondere Wahrnehmung, die ihn auszeichnet, die besondere Empfindsamkeit, die ihn umtreibt, sein Gefühls-Tohuwabohu, welches aus ihm heraus bricht. Einer, bei dem man dieses gut beobachten kann, ist Damien Rice. Es sind die stillen Momente, wenn er in sich zurückgezogen, man möchte fast sagen autistisch, vor sich hinsummt, genauso wie lauten Momente, die Schreie, wenn Rice seinen Wahnsinn in die Tasten des Klaviers prügelt. No, no, no.



Freitag, 27. Februar 2009

Unterschätzt nicht den Print

Heute gibt es in der Süddeutschen Zeitung eine großartige Reportage über Obamas Auftritt vor dem US-Kongress. Obwohl es nur ein Text über die Rede ist, war ich wirklich ergriffen. Wie kann dieser Mann nur soviel Charisma haben?

Dieser Artikel ist übrigens wieder einmal ein sehr schönes Beispiel dafür, dass man im Print andere Texte als im Netz findet. Der Artikel steht nicht online. So ist es oft bei den richtig guten, großen Stücken. Online gibt es eher News und Buntes - in den anspruchsvollen Zeitungen und Zeitschriften hingegen stehen die Storys, die den eigentlich Journalismus ausmachen - das Aufbereiten und Erklären von Nachrichten - und vor allem große Reportagen.

Und selbst wenn man solche Texte online findet, dann hat man meist wenig Lust, sie am Bildschirm zu lesen. Print wirkt anders. Ein gutes Beispiel ist das Cicero-Portfolio zu Barack Obama.

Mittwoch, 25. Februar 2009

Der unbeliebte Kritiker

Wenn man mit dem Finger auf etwas Ungelungenes oder auf einen Missstand zeigt, läuft man schnell Gefahr, verprügelt zu werden. Menschen, die die Wohlfühl-Temperatur stören, sind sehr unbeliebte Gäste. Egal wo, egal wann. Gleichzeitig heißt es aber: Unser Fernsehen ist zu schlecht. Auf dem Buchmarkt ist zuviel Mist. Nur reden will selten jemand darüber. Immer schön die Augen zu machen. Nur nichts riskieren. Immer mitspielen im ewigen System der guten Laune, im System der Gleichschaltung.

Samstag, 21. Februar 2009

Der neue Newsroom der Frankfurter Rundschau

Newsroom Frankfurter Rundschau

Das neue Verlagsgebäude der Frankfurter Rundschau, seit einer Woche mein neuer Arbeitsplatz, ist sehr beeindruckend. Ich habe schon ein paar Verlagshäuser gesehen, darunter das der ZEIT und das alte der Süddeutschen Zeitung, aber das neue Quartier der FR stellt alles in den Schatten. Aber es ist auch nicht irgend ein Quartier, sondern eines, dessen Herz der größte Newsroom Deutschlands und angeblich sogar der modernste Europas ist. Vorbild war der Newsroom des Daily Telegraphs in London.

Bei der FR in Frankfurt gibt es jetzt eine Brücke, englisch: the hub, das Drehkreuz (hier ein Bild). In der Mitte des Raumes, oder besser der Halle, steht dieses Schreibtisch-Rad, an dem alle Ressortleiter sitzen. Sie schauen nach außen und haben ihr Ressort im Blick. Die Ressorttische breiten sich wie Sonnenstrahlen von diesem Drehkreuz aus. Oben an den Säulen hängen Flachbildfernseher, die stumm Nachrichten zeigen. Zur linken fällt Tageslicht durch große Fenster und zur rechten hängen Leinwände an der Wand, auf denen diverse Nachrichten-Webseiten zu sehen sind.

Entgegen aller Befürchtungen ist es sehr leise in dem Raum, in dem an die 100 Menschen arbeiten. Alle Wände und die gesamte Decke wurden mit schalldämmenden Verkleidungen versehen. Holzplatten mit kleinen viereckigen Löchern. Klingt simpel, funktioniert aber.

Für diejenigen, die das nicht wissen: Die Architektur von Zeitungsräumen ist eine Wissenschaft und wirkt sich ganz direkt auf die Arbeit der Redakteure und somit auf das journalistische Produkt aus. Ich sage nur, es fühlt sich gut an. Gemütlich, ruhig, aber hochkonzentriert. Es ist eine Atmosphäre, wie man sie sich in großen amerikanischen Zeitungshäusern vorstellt.

Mehr zum neuen Quartier gibt es in einer Beilage der heutigen FR oder auf der Website. Ich empfehle besonders den Artikel vom Chefredakteur Uwe Vorkötter (inklusive etlicher Grafiken des Gebäudes). Ansonsten finden sich ein paar ausgewählte Bilder des FR-Hauses in meinem flickr-Account. Unbedingt empfehlen muss ich das folgende sehr amüsante Video, das die Stimmung der FR-Mitarbeiter nach dem Umzug eingefangen hat.

Mittwoch, 11. Februar 2009

Virus Suchmaschinen-Optimierung

Es ist erschreckend, wie schnell sich gestandene Print-Redakteure seriöser Tageszeitungen für Themen wie Suchmaschinen- Optimierung vereinnahmen lassen und nicht sehen, wie schnell dieses die journalistische Integrität unterwandern kann.

Samstag, 7. Februar 2009

Kriegsheimkehrer und Zivilcourage



"Es mangelt an der Zivilcourage, sich zu einem militärischen Engagement (im deutschen Sinne, 7an) zu bekennen, das man durchaus begründen kann und begründen muss." Diesen sehr wichtigen Satz schrieb Michael Hanfeld in seiner Rezension zu "Willkommen zu Hause", einem ARD-Spielfilm über einen deutschen Soldaten, der im Afghanistan-Einsatz einen Kameraden und Freund verloren hat und es nicht schafft, zurück in sein altes Leben zu finden.

„Ich will deinen verdammten Krieg nicht in meinem Haus, ich will meinen Frieden“, bringt es die Mutter des Mannes auf den Punkt. Der Film setzt den Zuschauer einer deutschen Reihenhaus-Bürgerlichkeit aus, die man schon als Nicht-Soldat nur schwer ertragen. Es ist dieser unbedingte Wille, den Heile-Welt-Motor um jeden Preis am laufen zu halten, der so sehr verstört. Es ist das sich Nichteinlassen mit der Thematik. "Wie war denn das Essen in Afghanistan?" fragt die Freundin des Soldaten. Mit den Problemen, unter denen Kriegsheimkehrer (und im Übrigen Mitarbeiter humanitärer Organisationen ebenso) leiden können, hat sie sich nicht beschäftigt. Ebenso wenig wie seine Eltern.

Und der Soldat, hervorragend gespielt von Ken Duken, weiß selber nicht so Recht um seine Probleme. Er weiß nur, dass er brechen muss, sobald er gegrilltes Fleisch riecht, dass er ausflippt, wenn er klirrendes Glas hört - um nur ein paar Reaktionen zu nennen.

Der Film ist zwar fiktiv, basiert aber auf realen Erlebnissen etlicher deutscher Soldaten und könnte dokumentarisch-nacherzählter nicht sein. Mehr noch als der Baader-Meinhof-Komplex, der den RAF-Terror früherer Jahrzehnte behandelt, ist "Willkommen zu Hause" ein Pflichtfilm für jeden Bundesbürger. Und darüber hinaus auch für jeden, der auch nur irgend einen Bezug zu Afghanistan, dem Terrorismus oder der muslimischen Welt hat. Gewissermaßen ist das Ansehen dieses Films ein Mindestbeitrag an Zivilcourage.

Bei Youtube kann man sich den Film in voller Länge ansehen.

Montag, 19. Januar 2009

Schläge für die Rebellen

Die Drehbuchautoren von dem ZDF-Dreiteiler "Die Rebellin", namentlich Christian Jeltsch und Monika Peetz gehören wirklich verprügelt. Soviele vollkommen gekünstelte Drama-Spitzen habe ich mein Leben lang noch nicht gesehen.

Die Filme sind eigentlich wirklich gut. Aber spätestens im dritten Teil bekommt man alle fünf Minuten einen Schreikrampf, weil mit der Brechstange ein Drama herbeigebogen wird. Da können auch schon mal die Darsteller so handeln, wie es nicht zum Charakter der Figuren passt. Von völlig absurden Zufällen ganz abgesehen.

Donnerstag, 8. Januar 2009

Niemand erreicht selbst etwas

Die Elite redet immer so, als ob sie es selber geschafft hätte. Leistung ist ihr Zauberwort. Minderleister werden all die genannt, die es nicht so weit gebracht haben. Dass der Backwarenverkäufer am Bahnhof, der sechs Tage die Woche von 5 Uhr bis 14 Uhr im Akkord für einen Hungerlohn schuftet, viel mehr leistet als jeder Manager (die würden nämlich nach einer Woche kotzend um Gnade winseln) verstehen sie nicht.

Die Elite oder anders: Alle, die außerordentlich viel erreicht haben, alle Vorstände, alle Superstars der klassischen Musik usw. haben natürlich zweifelsohne Außerdentliches geleistet ... aber: Sie hätten einen Scheiß erreicht, hätten ihre Eltern nicht ihre Ausbildung finanziert und sie schon in jüngsten Jahren gefördert. Das Wunderkind oder den Konzernlenker aus sozial schwierigen Verhältnissen, das mit 18 aus dem Haus gejagt wird, um arbeiten gehen zu müssen, und dem selbst das Gymnasium verboten wurde, dieses Wunderkind möchte ich sehen.

Buchempfehlung: Julia Friedrichs: Gestatten: Elite. Das beste Sachbuch, das ich bisher gelesen habe!

Die Welt der Rockerclubs

Wenn die „echten“ Rocker, die Vollmitglieder, feierten, mussten die Hang Arounds Essen kochen, Getränke ausschenken und die Autos vorfahren. Wer seine Freundin dabei hatte, musste sie als „Ficke“ jedem „Member“ überlassen. Manchmal gab es was auf die Schnauze. Einfach so. Mit 17, 18 habe oft mit Rockern abgehangen*. Der Vater meines damaligen besten Freundes war Vize-Präsi eines Motorcycle Clubs - kurz MC, und wer sich so nennt bzw. das in der Szene beantragt, muss die Regeln der Rockerwelt akzeptieren.

Es war ein kleiner Verein auf dem Dorf. Es waren einfache, ehrliche Männer, manche waren verheiratet. Bürgerliches Leben. Trotzdem war es aufregend.

Ich war in der Zeit bei einigen Rockerfeiern mit dabei gewesen. Besäufnisse und Striptease-Tänzerinnen gefallen einem in dem Alter meist besonders. Und natürlich habe ich auch den Respekt bewundert, den die Kuttenträger bekommen haben. Der Präsident, ein kleiner aber kräftiger Typ mit Vollbart und langen Haaren, hat einmal ein gewaltiges Messer auf einer Feier bei einem befreundeten Club gezogen und damit rumgefuchtelt, nur weil einer seine Freundin angerempelt hatte. Blut floss nicht. Die Jungs hatten auch keine Lust auf große Gewalt. Einer arbeitete sogar beim Bundesgrenzschutz.

Irgendwann gab es jedenfalls Ärger mit einem anderen Club - einem größeren, gewaltbereiteren. Überfälle folgten. Ein paar von den Leuten, mit denen ich abgehangen habe, sollen einmal in einem Auto angegriffen worden sein, während die anderen Rocker mit Baseballschlägern die Scheiben eingeschlagen haben.

Ich erinnere mich auch an eine Situation, die wirklich gefährlich hätte werden können. Es war eine Riesenparty auf einer Wiese neben einem Segelflugplatz. Zelte, Grillbuden, leichtbekleidete Frauen, das ganze Programm. Es war nachts, die Feier war so gut wie gelaufen, da erschienen Motorräder. Dutzende. Alle reihten sich vor uns auf - eine lange breite Front. Dunkle Gestalten, die an ihren Gashähnen drehten. Die Rocker, mit denen ich da war, zogen ihre Metallschlagstöcke. Ich und mein Kumpel sollten im Zelt verschwinden. Wir blieben stehen. Nach ein paar Minuten der Einschüchterung zog die andere Gang ab.

Einige Zeit später löste sich "mein" MC auf. Niemand wollte sich in diese Spirale der Gewalt begeben. Niemand wollte auf ewig in Furcht leben.

* Nicht zu verwechseln mit Hang Around

Warnung vor den Schattenvögeln

Ich sehe gerade, dass die Theater Compagnie Schattenvögel immer noch in der Krone in Darmstadt auftritt. Immer noch mit dem Stück "Vieux Carré". (Bild 1 und 2)

In einem baufälligen Saal sollen die Gäste in "subtropischem Klima von New Orleans" eine "Welt zwischen Bluesbars und Vodoo-Kult" erleben. Vergesst es, es funktioniert nicht. Nicht einmal das Klavier ist echt. Die Laiendarsteller agieren im Rahmen ihrer begrenzten Möglichkeiten. Der Plot, Tennessee Williams hin oder her, wirkt sehr bemüht und zieht sich wahnsinnig. Und dafür darf man bis zu sechszehn Euro bezahlen und zwei Stunden auf harten Stühlen sitzen. Viel Spaß.


Neuester Kommentar

Danke
Vielen Dank für diese Sätze: "Es sollte eine sehr gute...
Johanna (Gast) - 2013-12-05 10:34
Gut analysiert. Nur bei...
Gut analysiert. Nur bei der politischen Ausrichtung...
7an - 2013-10-10 15:08
Kein Interesse
Nur eine kurze Anmerkung. Journalisten denken von ihrem...
Otto Hildebrandt (Gast) - 2013-10-10 14:08

Suche

 



arbeitsprozesse
das schreiben
der autor
der journalismus
digitale welt
diplomtagebuch
freie presse
fundsachen
gedanken
journalismus-studium
medienbeobachtungen
meinung
panorama
persönliches
poeten
reisenotizen
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren
development