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Mittwoch, 9. September 2009

Kommunikationsstrategien

Amüsant, wenn ein Konzernpressesprecher, dem man ein paar mehr oder weniger kritische Fragen gestellt hat, am Ende des Gespräches bittet, den Chefredakteur des eigenen Blattes zu grüßen.

Dienstag, 8. September 2009

Überraschende Themenwahl der SZ

Mitten in der Debatte um den von der Bundeswehr befohlenen Luftangriff in Afghanistan, bei dem Dutzende Taliban und wohl auch viele Zivilisten starben, hat die Süddeutsche Zeitung am Montag mit einer ungewöhnlichen Reportage überrascht.

Am ehesten war mit einer Reportage vom Ort des Geschehens zu rechnen. Aber es geht ja immer noch Afghanistan und da fährt man als Reporter nicht mal spontan am Wochenende hin.

Zu erwarten war also ein Stück über die Akteure der politischen Debatte. Doch statt dem Medienreflex zu folgen hat die Seite-3-Redaktion unter Alexander Gorkow (vorher Chef von SZ-Wochenende) überlegt, worum es wirklich geht: um die deutschen Soldaten. Und wer kann besser über ihre Erfahrungswelt berichten als die Kriegsheimkehrer?

Inmitten des Trubels, Verurteilen des Luftangriffes und Forderungen eines baldigen oder gar sofortigen Rückzugs der Bundeswehr aus Afghanistan ließ die SZ die Soldaten zu Wort kommen, die bereits einen Einsatz hinter sich haben.

Sie sagten, sie wünschten sich mehr Anerkennung für ihre dortige Arbeit. Oder: "Wir sind durchweg auf Leute gestoßen, die gesagt haben: 'Wir sind froh, dass ihr da seid'". Die Soldaten erzählten vom täglichen Kampf der Menschen um ihr Brot und von Müttern, die mit kranken Kindern in der Kälte auf Medikamente warteten.

Doch die Aufbauhilfe, so die SZ, trete in der öffentlichen Wahrnehmung immer mehr in den Hintergrund. Die meisten Deutschen seien für den Abzug. Ein General a. D. sagte in der Reportage: "Der Großteil der Bevölkerung ist nicht daran interessiert, was in Afghanistan läuft."


PS: Die Reportage ist leider nicht online, weil die SZ die Seite 3 generell nicht online stellt. So sehr man das Bedauern kann, so sehr ist es auch ein Grund das Blatt ab und an zu kaufen.

Das Essen mit einem Armen teilen

Es ist so gut wie unmöglich, sich einen Tag in Berlin zu bewegen, ohne einen Menschen zu treffen, der um etwas Geld bittet. Junge Menschen, die in den Bahnen mit einer monotonen Stimme die Störung entschuldigen, erzählen, dass sie ganz frisch obdachlos geworden sind und um etwas Geld bitten. Manche verkaufen die Zeitung Straßenfeger, andere sagen nichts uns musizieren einfach. Musiker gibt es alle 50 Meter in Berlin. Manchmal auch alle fünf. Es ist Routine in der Hauptstadt.

Neulich war ich dennoch ein wenig verdutzt, als ein am Straßenrand sitzender Mann, dem ich auf eine Bitte hin, zuvor 20 Cent gegeben hatte, meine leere Pfandflasche nicht haben wollte. Vielleicht war ich deshalb so überrascht, als mich heute Abend ein älterer Mann auf einer Bank sitzend ansprach und schlicht um etwas zu essen bat.

Ich kam gerade vom Inder und hatte ein Gericht dabei. Spontan gab ich dem Mann meinen Vorspeisesnack - diese knusprigen, scharfen Dinger, deren Namen ich nicht weiß. Sie zerbröselten unter seinen Händen, doch er bedankte sich sehr.

Ich dachte mir, als ich weiterging, dass das keine besondere Spende von mir war. Auch zu Hause beschäftige es mich weiter.

Ich beschloss, dem Mann sofort etwas zu bringen. Aber was? Ein belegtes Brot? Aber wie konnte ich ihm nur ein Brot bringen, wenn ich selber ein Hühnercurry zu essen hatte? Ich entschied mich, mein Essen zu teilen. Die Hälfte nahm ich aus der Box und legte noch eine Scheibe Brot hinein. Dazu nahm ich ein Bier mit.

Der Mann saß noch an seinem Platz. Ich gab ihm alles. Mehr Rührung und Freude habe ich, soweit ich mich erinnern kann, nie gesehen.

Freitag, 28. August 2009

Verschmelzung von FR und Berliner Zeitung: eine Frage der Qualität

Als im Januar 2009 der Alt-Verleger Alfred Neven DuMont der britischen Heuschrecke David Montgomery seine deutschen Zeitungen abkaufte, war die Erleichterung groß. Vor allem bei der Berliner Zeitung, die unter Montgomery und seinem Mann fürs Grobe, dem damaligen Chefredakteur und Geschäftsführer Josef Depenbrock, wegen hoher Rendite-Ansprüche ausgepresst wurde. Montgomery kaufte damals in ganz Europa Zeitungen. Sein Plan: durch Synergien der einzelnen Blätter ein riesiges verlflochtenes Medienunernehmen zu schaffen. Alle Zeitungen sollten von allen profitieren. Vorteil: weniger Kosten. Nachteil: Die journalistische Vielfalt und die Eigenständigkeit der einzelnen Zeitungen nimmt ab.

Als Montgomerys Plan nicht aufging und er im Zuge der Weltwirtschaftskrise in Geldnot kam, schlug DuMont zu und kaufte ihm seine deutschen Titel ab. Alle jubelten. Die Süddeutsche Zeitung titelte: "Der Ritter vom Print".

Diesen Ruf hat sich DuMont nun verspielt. Vor wenigen Tagen gab der Konzern M. DuMont Schauberg, zu dem unter anderem der Kölner Stadt-Anzeiger, die Frankfurter Rundschau, die Berliner Zeitung, die Netzeitung und die Hamburger Morgenpost gehören, bekannt, dass die Berliner Zeitung künftig keine eigenständige Wirtschaftsredaktion mehr haben wird. Alle Texte, bis auf die lokalen, sollen von der Frankfurter Rundschau geschrieben werden. Der Ressortleiter Wirtschaft der Berliner Zeitung und seine Kollegen, von denen mit Sicherheit bald einige gehen werden müssen, sollen dann vor allem die fremden Texte in das eigene Blatt einpassen.

Neben dem Wirtschaftsressort, wird auch das Wissenschaftsressort künftig von Frankfurt aus geleitet. Die Rundschau verliert im Gegenzug ihre Medienredaktion. Geplant ist zudem ein Redaktions- und Reporterpool in Berlin, der die überregionalen Politik-Artikel für alle Zeitungen der DuMont-Gruppe produzieren soll. Weitere Ressortzusammenlegung, darunter Feuilleton und Panorama, stehen zur Debatte.

Das Entsetzen bei den betroffenen Zeitungen ist groß. Die Redaktionsversammlung der Berliner Zeitung schrieb einen offenen Protestbrief an die Konzernspitze. Konstantin Neven DuMont, Vorstandschef des Verlages, sagte jedoch gegenüber der Süddeutschen Zeitung, er könne die Aufregung nicht so recht nachvollziehen. Das alles sei erst der "Beginn einer Debatte".

Bei der Diskussionsrunde media coffee in Düsseldorf sagte DuMont vorgestern zudem: "Ich kann nicht verstehen, dass man sich dagegen wehrt, dass die Spitzenschreiber anderer Blätter auch im eigenen Blatt erscheinen." Für ihn bedeuten die Redaktions-Zusammenlegungen offenbar lediglich eine Verbesserug der journalistischen Qualität.

Sonntag, 23. August 2009

Von der Leyen und die Pressefreiheit

Familienministerin Ursula von der Leyen hat eine Kita besucht. Die Presse war eingeladen. Nur Spiegel-TV war nicht erwünscht.



via netzpolitik.org

Donnerstag, 20. August 2009

RWE als grüner Riese?



RWE hat sich einen Image-Film basteln lassen, der das Energieunternehmen als Grünen Riesen darstellt. Im Netz ist dieser Clip nun mit Untertiteln aufgetaucht, der zeigt, wie grün RWE wirklich ist. Ob alle Zahlen stimmen, kann ich aber nicht sagen.

via travel-passion via netzpolitik

Sonntag, 19. Juli 2009

Deutschlandfunk: Brav und müde

Interview der Woche im Deutschlandfunk (Skript). Zur Antwort steht FDP-Chef Westerwelle. Der Interviewer springt von einem Thema zum nächsten, lässt Westerwelle schön ausreden und alles gemütlich erklären. Der Interviewer hakt nicht nach, bohrt nicht, konfrontiert nicht, spult nur seinen Fragenkatalog ab. Es gibt keine Debatte, kein Streitgespräch, keine Spannung.

Samstag, 18. Juli 2009

Das neue ZDF-Nachrichtenstudio

Das neue ZDF-Nachrichtenstudio finde ich nicht gelungen. Viel zu groß. Vorher wirkte es gemütlicher. Es gibt nun zu viele irritierende Dinge wie die Lichtimpulse, die hinter dem Moderator entlang wandern. Und diese virtuellen Projektonen sind wirklich überflüssig. Überhaupt gibt es zuviel Bewegung. Der Moderator läuft herum, plötzlich sitzt er. Was soll das alles? Immer muss etwas "moderner" gemacht und ständig alles gerelauncht werden. Ich wünsche mir die ruhige Kontinuität der alten Tage. Und ich wünsche mir das alte Studio zurück.

Donnerstag, 2. Juli 2009

Hemingway: der Tod des alten Mannes

Heute vor 48 Jahren gegen 7 Uhr morgens geht Ernest Hemingway in seinen Lagerraum und lädt eine großkalibrige doppelläufige Schrotflinte, die er sonst zum Tontaubenschießen verwendet. Seine Frau schläft noch.

Hemingway ist 61 Jahre alt, psychisch und körperlich ein Wrack. Er ist stark depressiv, fühlt sich verfolgt, hat Diabetes, Arteriosklerose, eine entzündete Aorta, einen Blutdruck von 250 zu 125 sowie einen Cholesterinwert von 380. Sein Leben als Draufgänger, Flugzeugabstürze, Unfälle und der exzessive Alkoholkonsum haben ihn dazu gemacht.

Hemingway gab sich immer als Draufgänger, wollte immer dahin, wo es knallt, immer an die Kriegsschauplätze, wollte sich immer beweisen. Provozierte man ihn, überrollte er einen. Aber hinter dem Getöse steckte ein verunsicherter Mensch, einer, der ständig damit rechnete, dass ihm das Leben wieder eins auswischte, der nicht untergehen wollte, der von Selbstzweifeln geplagt war. Ein sensibler Mensch auf der Suche nach Bestätigung.

Am 2. Juni 1961 hat er zwei Selbstmordversuche hinter sich, wollte sich aus einem Flugzeug stürzen. Er landet in einem Krankenhaus auf einer Station für Suizidgefährdete. Er hat furchtbare Angst dort zu verrecken. Er, der immer die Oberhand behalten wollte, will auch dem Tod auf Augenhöhe begegnen und schafft es, den Ärzten vorzugaukeln, ihm gehe es besser.

Hemingway geht mit der Waffe in die Diele. Wahrscheinlich steckt er sich das Gewehr in den Mund, wie er es so oft seinen Gästen vorgemacht hat, aber dieses Mal ist es kein Spaß. Er drückt ab.

Montag, 29. Juni 2009

Die CDU mag keinen Weltbürgergeist

"Dass der Staat mich zwingt, meine persische Staatsbürgerschaft aufzugeben, damit vermittelt er den Eindruck, er will hier keine Ausländer haben, sondern nur reine Deutsche", zitiert die Frankfurter Rundschau* einen 13-Jährigen.

Kinder ausländischer Eltern, die nach dem 1. Januar 2000 in Deutschland geboren wurden, haben von Geburt an sowohl die Staatsangehörigkeit der Eltern als auch die deutsche. Im Alter zwischen 18 und 23 müssen sie sich jedoch für oder gegen den deutschen Pass entscheiden. Die CDU/CSU beharrt hartnäckig darauf. Und da die Chancen für die Union gut stehen, die kommende Bundestagswahl zu gewinnen, wird das Staatsangehörigkeitsgesetz wohl auch so bleiben.

Ich denke, wenn es einen Grund gibt, bei der Wahl nicht für die Christdemokraten zu stimmen, dann ist es dieses Gesetz. Ich gebe zu: die SPD überzeugt mich auch nicht vollends. Ich mag Steinmeier, finde ihn aber bei seinen Wahlkampfreden zu grob. Aber er ist ja gar kein grober Mensch. Kurt Kister von der SZ schrieb, Steinmeiers Reden seien wie die Reckaufschwünge von Schülern: sie machen nie einen wirklich guten Eindruck.

Rein gefühlsmäßig finde ich die Union ein Stück weit kompetenter und Merkel keine schlechte Kanzlerin. Hängt vielleicht mit meiner tendenziell eher konservativ-liberalen Erziehung zusammen. Aber mittlerweile bin ich der Auffassung, dass links und rechts, sozial- und christdemokratisch doch nicht so nahe beisammen liegen, wie immer alle sagen. Es gibt zwar nicht mehr die großen Gräben wie noch vor Jahrzehnten, aber grundsätzlich haben beide Parteien einen anderen Geist. Und dieses schöne Beispiel da oben mit den Staatsbürgerschaften beweist es. Die Union will dem Bürger ja immer glauben machen, sie sei genauso sozial wie die SPD. Keine Partei würde sagen, sie sei nicht sozial, genauso wie keine zugeben würde, dass nicht dringend in Bildung investiert werden müsse. Mehrere unionsgeführte Bundesländer waren es aber, die den Weg für die Studiengebühren ebneten und sie schließlich einführten. Es sind Beispiele wie diese, die deutlich den Charakter einer Partei zeigen.

Aber die Menschen scheint das alles nicht zu interessieren. Vielleicht folgen sie diesem trügerischen Bauchgefühl, dass ihnen sagt, die Union ist (zusammen mit der FDP!) kompetenter darin, die Wirtschaftskrise zu meistern. Merkwürdig, dass gerade jetzt die Union auf dem besten Weg ist, die SPD aus der Koalition zu schmeißen, oder? Hat sich nicht gerade Peer Steinbrück, SDP, als besonders fähiger Krisenmanager, der der Finanzwelt die Stirn bieten, bewiesen?

*Siehe auch
Staatsbürgerschaft: Deutsche unter Vorbehalt (FR)

Apple und die Überheblichkeit

Apple macht es sich einfach: "Wir haben neue Nutzungsbedingungen. Wenn Sie iTunes weiterhin nutzen möchten, bestätigen Sie folgenden Text", so das Motto.

Ganz ehrlich: In diesen Roman können sie alles reinschreiben. Niemand bekommt fragwürdige Formulierungen mit. Eine Schweinerei. Wirklicher Kundenservice hieße, kurz und knapp zu erklären, was die Änderungen sind. Aber Apple hatte ja noch nie Interesse daran, mit seinen Kunden wirklich in Kontakt zu treten. Die Kunden dürfen die Produkte vergöttern und ansonsten sollen sie die Schnauze halten.

Mittwoch, 24. Juni 2009

Die Dummheit der Zeitungsmacher

Überall hört und liest man, dass das Internet den Zeitungen das Wasser abgräbt und so ganz falsch ist das ja auch nicht. Genauso endet aber jeder Beitrag mit dem Fazit, die Zeitung habe auch in Zukunft eine Berechtigung, weil sie hintergründer etc. pp. als das Netz sei. Das ist alles sehr schön und richtig, aber leider geht das an der Realität vorbei, denn sehr sehr viele lokale und regionale Zeitungen sind ziemlicher Schrott. Da besteht dann schon einmal der gesamte Mantel aus Agenturmeldungen. Das reine Veröffentlichen dieser ist aber die primäre Aufgabe des Internet-Journalismus. Das einzige, was dann solche Zeitungen noch auszeichnet sind ihre lokalen Geschichten. Da jedoch findet der Leser oftmals nur noch belangloses Stückelwerk von völlig überlasteten Redakteuren, freien Mitarbeitern und Praktikanten zusammengekleistert. Und dann sagen die Verantwortlichen auch noch, dass der Leser von heute, gerade die jungen, keine langen Texte, und das heißt wohl auch, keine anspruchsvollen Texte mehr lesen wollen, dass sie sich nicht mehr konzentrieren können, sprich zu dumm sind für das Kulturgut Zeitung. So, meine lieben Zeitungsmacher, wird es euch und euer Produkt bald wirklich nicht mehr geben. Und Schuld wird nicht das Internet sein.

Nachtrag: Der Text wurde auch als Gastbeitrag auf Onlinejournalismus.de veröffentlicht.


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Danke
Vielen Dank für diese Sätze: "Es sollte eine sehr gute...
Johanna (Gast) - 2013-12-05 10:34
Gut analysiert. Nur bei...
Gut analysiert. Nur bei der politischen Ausrichtung...
7an - 2013-10-10 15:08
Kein Interesse
Nur eine kurze Anmerkung. Journalisten denken von ihrem...
Otto Hildebrandt (Gast) - 2013-10-10 14:08

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