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Mittwoch, 4. August 2010

Menschenrechtsbeauftragter auf Facebook

Der neue Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Markus Löning (FDP), wurde eher mit verhaltener Begeisterung in seinem neuen Amt begrüßt. Einige warfen ihm vor, dass ihm nicht seine Biografie, sondern sein guter Draht zu Guido Westerwelle zu dem Amt verholfen hat. Lönings frühere Gründung einer Werbeagentur ist jedenfalls nicht unbedingt eine hilfreiche Referenz für seinen Job. Könnte man meinen. Andererseits hat ein Menschenrechtsbeauftragter wenig bis keine politische Macht, sondern nur die Macht des Wortes und eben der Werbung. Daher hat Löning gleich eine Facebook-Fan-Seite eingerichtet, durch die man über seine Arbeit auf dem laufenden bleiben kann. Mehr über Löning findet sich heute in der SZ, Politik, Seite 6.

Verpasste Chance des Buchhändlers

Da möchte man mal wieder dem kleinen Buchhändler was gutes tun. Und nebenbei hegt man die Hoffnung, man könnte das Buch schon am nächsten Tag erhalten, was ja bei Amazon fast nur noch via teurem Expressversand klappt, doch was passiert? Der Buchhändler findet das Buch gar nicht erst in seinem Computer.

Warum die Wikileaks-Dokumente nicht jedem zugänglich gemacht hätten werden dürfen

Der Kolumnist Marc A. Thiessen schrieb in der Washington Post über die fast 92.000 zum Teil geheimen Dokumente, die von Wikileaks veröffentlicht wurden: "WikiLeaks is not a news organization; it is a criminal enterprise." Wikileaks-Mitbegründer Julien Assange sollte verhaftet und die Site geschlossen werden, egal, wo Assange sich auf der Welt befindet.

Zuerst einmal ist Thiessen kein Journalist der Post, sondern Fellow des konservativen American Enterprise Institute, dem regierungsnähe nachgesagt wird.

Seine Meinung ist also nicht überraschend. So radikal und wenig nachvollziehbar sie aber auch sein mag, so schreibt er etwas, das wirklich Sorgen machen sollte: "The Post found that the documents [...] identified about 100 Afghan informants -- often including the names of their villages and family members."

Wikileaks hat das richtige getan, indem sie die Dokumente drei großen Zeitungen (Guardian, New York Times, Der Spiegel) vorab gegeben hatte, denn diese haben sich in den Akten vergraben und die Bedeutung erfasst, haben ihren Sinn übersetzt und Zusammenhänge hergestellt. Es ist ein klassischer Journalisten-Job. Der Öffentlichkeit aber hätten die Dokumente nicht verfügbar gemacht werden dürfen. Alleine schon weil sie den Informantenschutz nicht gewährleisten kann.

Assange ist, wenn die Angaben der Washington Post stimmen, der Informantenschutz egal. Er ist aber für die Folgen für die afghanischen Informanten verantwortlich. Von einer möglichen steigenden Gefährdung der Isaf-Soldaten einmal abgesehen.

Tom Rachman über Journalismus

Tom Rachman arbeitete sieben Jahre lang als Redakteur für die Nachrichtenagentur Associated Press, zunächst in New York, später als Auslandskorrespondent in Rom. 2006 zog er nach Paris, um sein erstes Buch, "Die Unperfekten", zu schreiben - eine Geschichte über eine internationale Tageszeitung in Rom und das Leben ihrer Redakteure. Ein SZ-Wochenende-Interview.

Samstag, 10. Juli 2010

3nach9: Ungezwungen und Geistvoll

3nach9 ist wirklich die einzige deutsche Talkshow von Format (und auch die älteste). Immer wieder faszinierend, was für verschiedene Menschen dort zusammenkommen und was für interessante Gespräche sie führen.

In der gestrigen Sendung, deren Gespräche online zu sehen sind, sprach unter anderem der Schriftsteller und Professor für kreatives Schreiben, Hanns-Josef Ortheil, über seine Stummheit in der Kindheit. Der Sänger "Der Graf" hatte ähnliche Erfahrungen gemacht. Rapper Sido sprach über die Weiterentwicklung als Künstler und den Stolz über sein MTV Unplugged.

Donnerstag, 8. Juli 2010

Robert Blum



Robert Blum ist einer der Ur-Väter der deutschen Demokratie. Trotzdem ist er der Mehrheit der Deutschen unbekannt. Ich selber las zum ersten Mal in einem SZ-Artikel von Heribert Prantl über den Paulskirchen-Abgeordneten. Einige Zeit später zeigte das ZDF ihre Geschichts-Dokureihe "Die Deutschen". Mit dabei: eine Folge über Blum.

Nun habe ich die sehr zu empfehlende Blum-Biografie von Ralf Zerback beendet und finde mehr denn je: Blum verdient es, wieder bekannter zu werden. Mein erster Beitrag dazu ist eine Fan-Seite auf Facebook. Ich freue mich über jedes Mitglied.

Freitag, 14. Mai 2010

Die Johnny Walker-Story



Ein toller Werbefilm von und über Johnny Walker. Ein Film, der zeigt, was Werbung sein kann. Wundervoll auch der schottische Akzent von Schauspieler Robert Carlyle.

Doch leider bleibt Johnny Walker ein ziemlich charakterloser Blend-Scotch - zumindest der Red- und Black-Label. Green und Gold habe ich noch nicht probiert, verspreche mir aber auch nicht allzu viel von ihnen. Eine wirkliche Ausnahme mag der Blue-Label sein, kostet aber leider 120 euro die Flasche.

Donnerstag, 13. Mai 2010

Der Weg zurück

Wir haben uns alles anders vorgestellt. Wir haben geglaubt, mit gewaltigem Akkord würde ein starkes intensives Dasein einsetzen, eine volle Heiterkeit des wiedergewonnenen Lebens: so wollten wir beginnen. Aber die Tage und Wochen zerflattern unter unseren Händen, wir verbringen sie mit belanglosen, oberflächlichen Dingen, und wenn wir uns umsehen, ist nichts getan. Wir waren gewohnt, kurzfristig zu denken und zu handeln - eine Minute später konnte immer alles aus sein. Deshalb geht uns jetzt das Dasein zu langsam, wir springen es an, aber ehe es zu sprechen und zu klingen beginnt, haben wir schon wieder davon abgelassen. Wir hatten zu lange den Tod als Genossen; der war ein schneller Spieler, und es ging jede Sekunde um höchsten Einsatz. Das hat uns etwas Sprunghaftes, Hastiges, auf den Augenblick Bedachtes gegeben, das uns jetzt leer macht, weil es hierher nicht mehr paßt. Und diese Leere macht uns unruhig, denn wir fühlen, daß man uns nicht versteht und daß selbst Liebe uns nicht helfen kann. Es klafft eine unüberbrückbare Kluft zwischen Soldaten und Nicht-Soldaten. Wir müssen uns selber helfen.

Doch in unsere unruhigen Tage grollt und murrt oft sonderbar noch etwas anderes hinein - wie fernes Dröhnen von Geschützen - wie eine dumpe Mahnung hinter dem Horizont, die wir nicht zu deuten wissen, die wir nicht hören wollen, von der wir uns abwenden, immer in der seltsamen Furcht, etwas zu versäumen - als liefe uns etwas davon. Zu oft schon lief uns etwas davon - und manchem nichts Geringeres als das Leben. - Erich Maria Remarque, Der Weg Zurück.

Dienstag, 30. März 2010

Keiner einzigen Bank ist zu trauen

Jeder vierte Bankberater hat Schlafprobleme. Fast jede vierte Banker-Führungskraft gibt an, Gesundheitsrisiken in Kauf zu nehmen, um die vorgegebenen Ziele zu erreichen. Ziele, die jeder zweite Banker für unrealistisch hält. Ziele, die oftmals Betrug am Kunden sind.

Die Süddeutsche Zeitung hat heute auf ihrer Seite 3 noch einmal dargestellt, wie es in der Bank-Branche zugeht. Leider (oder zum Glück) ist die Seite 3 nie online, sondern immer Print-Exklusiv.

Die SZ zitiert die weitergereichte Mail eines Chefs von einer Großbank:

"Schon wieder fangen einige von Ihnen an, den Geldmarktfond [7an: Fonds sollte es heißen] wie geschnitten Brot zu verkaufen.
1. Der bringt Ihnen nichts im Ertrag.
2. Der bringt nicht mehr die Rendite.
3. Dieser fond ist nicht im Gespräch vorgesehen.
4. Wir haben das trainiert!"

Ein weiteres Zitat dieses Bankers:

"Die Terminquote für die nächste Woche lässt noch nichts Gutes ahnen!!!! Denken sie daran, morgen ist Feiertag, dieser Tag fehlt Ihnen zum einen in der Produktion, zum anderen in der Termingenerierung für die nächste Woche. Entsprechend müssen sie heute vor, - bzw. Freitag die Quote für morgen nachholen!!!!! Sonst fahren sie nächste Woche ihre Filliale an die Wand."

Dienstag, 23. März 2010

Mangelware Journalist

"Leitende Journalisten mit eigenem Kopf und Profil sind mittlerweile Mangelware", schreibt der Branchendienst Meedia in Bezug auf die SZ-Chefredakteursnachfolge von Hans Werner Kilz. Aber die Aussage gilt auch für sich betrachtet. Es gibt zwar Zigtausende Journalisten (Wikipedia nennt alleine 40.000 freiberufliche), doch oben wird die Luft dünn. Fragt man zum Beispiel Textchefs von namhaften Magazinen, so sagen die, es gebe gar nicht so viele Journalisten, die Texte einer hohen Qualität pünktlich abliefern könnten.

Im Zweifel gegen den Angeklagten

Gegen den Wetter-Moderator Jörg Kachelmann wird ermittelt, weil seine Ex-Freundin ihn beschuldigt, sie nach einem Streit vergewaltigt zu haben.

Ganz unabhängig davon, ob Kachelmann schuldig oder unschuldig ist, so tut sich die Frage auf, wie die Medien überhaupt davon erfahren konnten. Denn wenn die Medien erst einmal von so einer Sache Wind bekommen, dann gibt es kein zurück mehr. Kachelmanns Ruf ist bereits ruiniert. Sollten die Anschuldigungen unwahr sein, wäre das ein Desaster.

Der ehemalige Moderator Andreas Türck hat erfahren, was das heißt. 2004 wurde er beschuldigt, eine Frau vergewaltigt zu haben. 2005 wurde er freigesprochen, aber seine Karriere als Fernseh-Moderator konnte er trotzdem an den Nagel hängen.

Die Berichterstattung der Medien schadet den Beschuldigten in jedem Fall - auch, wenn sich später ihre Unschuld herausstellt. Man kann aber die Medien nicht dafür verurteilen, über solche Vorwürfe zu berichten. Man kann bestenfalls die erste Zeitung, die berichtet und die Kette in Gang setzt, verurteilen.

Die Schuldigen sind also, von der Schuld der Anklagten einmal abgesehen, diejenigen, die zu allererst die Presse (in der Regel die Bild-Zeitung) informieren. Sei es aus Häme, sei es für ein Schmiergeld, wer weiß. Bisweilen sind sogar Beamte die Informanten, wie im Fall Käßmann vermutet wird. Im Fall Nadja Benaissa (No Angels) hat die Staatsanwaltschaft Darmstadt persönlich die Medien informiert. Ein unfassbarer Affront gegen den Grundsatz, dass der Angeklagte bis zu seiner Verurteilung unschuldig ist. Denn in dem Moment, in dem die Medien informiert werden, fällt der Urteils-Hammer der Öffentlichkeit. Die Schuldfrage spielt dann kaum noch keine Rolle.

Mittwoch, 17. März 2010

Anti-PR einer PR-Agentur

Die Frankfurter Agentur WBCO Public Relations & Business Communications sucht dynamische Media Manager. Zum Aufgabengebiet gehört unter anderem das "Erstellen von journalistischen Texten" sowie ihre "Platzierung".

Irgendwie wie arm, dass PR-Agenturen sich immer selbst diskreditieren müssen. Es ist und bleibt unseriös PR-Artikel in der Presse unterzubringen, die nicht als Werbung gekennzeichnet sind. Und sowieso sind die Leser ja auch nicht blöd. Am Ende nehmen alle Schaden: die Agentur, die Zeitung und der Leser in seinem Vertrauen.

Mittwoch, 16. Dezember 2009

Recherchereise in der Toskana

Zeitenspiegel-Reportageschüler im Gespräch  mit dem italienischen taz-Korrespondenten Michael Braun. 30 Grad unter blauem Himmel war es in Italien. 15 Grad und Regen in Deutschland. Auch, wenn die italienische Hitze manchem am Ende zu schaffen machte, so sehnte sich doch niemand nach der Kälte hinter den Alpen. Am wenigsten unser VW-Bus. Auf einer schweizer Autobahn gab er auf. Platten.

Eine Woche waren meine Mitschüler der Zeitenspiegel-Reportageschule Günter Dahl und ich im Juni in der Toskana unterwegs gewesen. Recherchereise für unser erstes großes Projekt. Ein eigenes Reportagemagazin.

Mit dem Deutsch-Italienischen-Stammtisch beim Abendessen im Bergdorf Castagno.Meine Geschichte "Depot der vergessenen Dampfrösser", eine Reportage über eine der ersten Gebirgseisenbahnen Europas, wurde nun auch auf Spiegel Online veröffentlicht. Mehr zu dem Heft auf reporterreisen.com oder bei Amazon.

Dienstag, 15. Dezember 2009

Schadenfreude über Berlusconi-Angriff

Der italienische Premier Silvio Berlusconi wurde am Sonntagabend nach einer Veranstaltung seiner Partei, Popolo della Libertà, auf dem Mailänder Domplatz von einem psyisch kranken Mann angegriffen. Er schleuderte ihm eine Miniatur des Doms ins Gesicht. Die Oberlippe des 73-Jährigen Premiers wurde gespalten, zwei Zähne sind gesplittert und die Nasenscheidewand ist gerissen.

Wenn ein Regierungschef angegriffen wird, ruft das in der Regel Bestürzung hevor. In Italien scheinen sich große Teile der Bevölkerung über die Tat zu freuen. Alleine eine einzige Facebook-Gruppe namens "Statuetta in miniatura del Duomo di Milano" wuchs in weniger als 48 Stunden auf bereits mehr als 18.000 Mitglieder an.

Man kann das so verstehen, dass die akademische Jugend in Italien weitgehend über Berlusconis Politik und seine Skandale empört ist. Dass sie sich machlos fühlt. Man kann das als äußerst schlechtes Zeichen für den Premier sehen. Man kann die offene Schadenfreude über den Gewaltakt aber auch als Verachtung und Geringschätzung für das Amt des Premiers sehen - und damit für die Demokratie in Italien.


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Johanna (Gast) - 2013-12-05 10:34
Gut analysiert. Nur bei...
Gut analysiert. Nur bei der politischen Ausrichtung...
7an - 2013-10-10 15:08
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Nur eine kurze Anmerkung. Journalisten denken von ihrem...
Otto Hildebrandt (Gast) - 2013-10-10 14:08

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