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Freitag, 27. April 2007

In Erinnerung an einen Cellisten

Heute starb der Cellist und Dirigent Mstislaw Rostropowitsch (tagesschau.de). Hier ein Video, das zeigt wie er spontan zum Berliner Mauerfall gereist war, um dort zu spielen. Man muss dazu wissen, dass Rostropowitsch bis dahin für lange Jahre im Exil leben muste, weil er sich mit der sowjetischen Regierung zerstritten hatte und diese ihm letztlich die Staatsbürgerschaft aberkannt hatte.



Es gibt übrigens etliche schöne Stücke von Rostropowitsch bei iTunes. Ich selbst hatte mir erst kürzlich 6 Suites (Sonatas) For Cello BWV 1007-12, Suite No.3 In C Major, BWV 1009: Allemande geholt. Schön zum nebenbei hören.

Donnerstag, 26. April 2007

Guernica III: Die ermordete Stadt


Guernica von Picasso

Siehe auch Guernica Teil I und Teil II.


Rudolf von Moreau sollte eigentlich das Ziel für die anderen Bomber markieren. Eigentlich. Denn offiziell galt es eine Brücke vor Guernica zu zerstören, damit sich zurück ziehende Republikaner nicht in die Stadt flüchten konnten. In Wahrheit übte die deutsche Luftwaffe das Flächenbombardement von zivilen Städten für den Zweiten Weltkrieg. Sie wollten Ausprobieren, wie gut ihre Bomben funktionierten.

Der große spanische Brudermord

Der spanische Bürgerkrieg war dafür eine gute Gelegenheit. Das Chaos war groß im Land. Anachisten, Sozialisten, Kommunisten und Republikaner, kurz: die untereinander zerstrittenen Linken kämpften gegen die rechten Putschisten unter General Franco, dessen Diktatur nach dem Sieg seiner Truppen Sieg bis in die Siebziger dauern sollte. Ganz Spanien war rot vor vergossenem Blut. Linke Kommandos ermordeten bekennende Faschisten, ausbeuterische Großgrundbesitzer, aber auch Priester und Nonnen. Intellektuelle, Ärzte und Lehrer fielen widerrum den Faschisten zum Opfer. Es war der große Krieg Linker gegen Rechter. Und obwohl es eine Nichteinmischungspolitik für die anderen Staaten gab, mischte kaum jemand in Europa nicht mit. So auch Hitler, der Franco an der Macht sehen wollte, damit von Spanien später keine Gefahr ausginge.

So sendeten schließlich die Nazis unter hoher Geheimhaltung die Legion Condor nach Spanien. Im November 1936 kamen die ersten Soldaten an. Ihr Befehlshaber war Wolfram Freiherr von Richthofen. Mit der Bombardierung von Guernica wollte der Cousin des berühmten Manfred von Richthofen zwei Ziele erreichen: Die Aufgabe der republiktreuen Basken und das Testen von Flächenbombardements. Militärische Anlagen gab es in der Stadt mit wenigen tausend Einwohnern nicht.

Zu Beginn der 70er Jahre haben die britischen Autoren Gordon Thomas und Max Morgan-Witts drei Monate in Guernica recherchiert und mit Überlebenden gesprochen, um später das Buch "Der Tag an dem Guernica starb" zu schreiben. Unter anderem stützte sich auch der GEO-Redakteur Jens Schröder auf das Buch, um in der aktuellen Ausgabe des Magazins eine grandiose 16-seitige Reportage im historischen Stil über das Kriegsverbrechen der Deutschen zu schreiben. Den Augenblick als die ersten Bomben einschlagen, beschreibt Schröder folgendermaßen:

"Zum Schlachten zusammengetrieben"

Auf dem Bahnhofsplatz detonieren die ersten Sprengsätze mitten unter mehr als 300 Menschen, die auf den Zug nach Bilbao warten oder beim Fliegeralarm aus ihren Häusern gestürzt sind. In der Calle de la Estación, 100 Meter vom Bahnhof entfernt, wird der Feuerwehrmann Juan Silliaco von der Druckwelle zu Boden geschleudert. Als er aufblickt, sieht er eine Gruppe von Frauen mit ihren Kindern. Ihre Körper werden sechs Meter hoch gehoben und dort durch die Kraft der Detonation in Stücke gerissen.

Silliaco rafft sich auf, rennt auf die nächste Einschlagstelle zu. Überall schreien Verwundete, Geschockte, Hinterbliebene. Am lautesten ist der Tumult vor dem vierstöckigen Hotel "Julián", dessen Fassade unter der Wucht einer 250-Kilo-Sprengbombe zusammengefallen ist. Mehrere Frauen wühlen weinend in dem Schutthaufen. Bis vor wenigen Minuten haben ihre Kinder vor dem Hotel gespielt. Silliaco brüllt, sie sollen still sein. Er legt sich auf die Trümmer und horcht. Dann steht er auf und schüttelt langsam den Kopf.

Der Bäcker Antonio Arazamagni kniet ungläubig vor einem Jungen, den er als Messdiener aus der Kirche Santa María kennt. Die Kleider hängen dem Kind in Fetzen vom Leib. Ansonsten scheint es unverletzt - doch die Druckwelle hat seine Lunge platzen lassen. Entsetzt stolpert Arazamagni weiter auf den Bahnhof zu. Die Zwölfjährige Florence Madariaga erkennt er an ihrem Zopf, der fast das Einzige ist, was noch an ihrem Schädel klebt.

[...] Auf der Straße beugt sich der Bäcker über eine verletzte Büroangestellte. Er will sie in eine Wohnung tragen, damit eine Bekannte sich dort um das Mädchen kümmern kann. Die Frau kommt Arazamagni durch die enge Gasse entgegengelaufen, um ihm zu helfen. In diesem Moment treffen die He 51 [7an: Heinkel 51, Jagdflugzeuge] ein, rasen in etwa 30 Meter Höhe über die Straßen und Plätze - 'wie fliegende Schäferhunde, die eine Menschenherde zum Schlachten zusammentrieben', so wird es später ein Bewohner beschreiben.
Die Frau in der Gasse wird von der Wucht einer Maschinengewehrsalve nach hinten geschleudert. Als ihre Kinder auf die Leiche zulaufen, tötet sie ein einziger Feuerstoß aus der Bordwaffe der zweiten Heinkel."

Große Party

Die deutschen Soldaten feierten später in der Nacht eine große Party. Befehlshaber von Richthofen notierte vier Tage später in sein Tagebuch: "Bombenlöcher auf Straßen noch zu sehen. Einfach toll."

Nicht toll fand es der spanische Maler Pablo Picasso. In Paris malt er kurz drauf in sechswöchiger bessener Arbeit eines seiner berühmtesten Werke: Guernica. 3,50 Meter hoch und 7,80 Meter lang. Ein Bild, das wie kaum ein anderes die Unmenschlichkeit des Krieges verkörpert.

Quellen: GEO 5/2007, Wikipedia Einträge 1, 2, 3, 4

Guernica II: Ins Herz der Stadt

Der 27-jährige Moreau und seine drei Begleiter flogen in ihrer zweimotorigen Dornier gen Nordosten. Zwei Bald drauf trafen sie sich mit Jagdfliegern aus Vitoria - ihrem Begleitschutz. Von da an war es nicht mehr weit bis Guernica. Ein kleines friedliches Städtchen mit ein paar Tausend Einwohnern. Sie flogen über die Stadt und drehten eine Schleife. Es war 16:30 Uhr. Zeit für die Abwurf. Die Halterungen gaben die Bomben frei.

Siehe auch Guernica Teil I und Teil III.

Guernica I: Der Tod hebt ab

An einem Tag, der ähnlich schön gewesen sein muss wie der heutige, startete am 26. April 1937 der deutsche Oberleutnant Rudolf von Moreau mit seiner Propellermaschine auf dem spanischen Flughafen von Burgos. Punkt 15:45, auf die Minute genau vor 70 Jahren, hob seine Maschine ab. Sein Ziel: das rund 140 Kilometer entfernte Guernica.

Siehe auch Guernica Teil II und Teil III.

Agent Provocateur

Vielleicht sollte ich mal den Agent Provocateur-Newsletter abbestellen. Jetzt bin ich schon wieder abgelenkt.

Sonntag, 22. April 2007

Find mich - nicht, nie, immer wieder

Wir sind auf Erden, um das Glück zu suchen, nicht um es zu finden.

besagt ein russisches Sprichtwort


In diesem Sinne: Einen angenehmen Tag!

Samstag, 21. April 2007

Tierhaltung

Nach dem Bericht über die in Seenot geratenen Robbenschlächter (SpOn) habe ich mich mal auf der deutschen Peta-Homepage umgesehen und ihren Wiki-Eintrag gelesen. Peta ist schon ein wichtiger Verein, aber dass sie nicht mal den Verzehr von Honig und Milch gutheißen, geht dann doch zu weit. Aber ich möchte trotzdem auf ein von Thomas D. moderiertes Video über die Zustände in einer Schweinezucht-Anlage hinweisen.

Zwar wird kaum jemand danach vor Massenhaltungs-Betrieben demonstrieren und wahrscheinlich nicht einmal weniger Fleisch essen. Aber es kann dennoch nicht schaden, sich das Video anzuschauen. Nur um, ein wenig mehr von der Realität zu wissen, die einen im Supermarkt wiedertrifft.

Freitag, 20. April 2007

Was will die Gegenwartslyrik?

Lese gerade in der Süddeutschen von einer Kulturzeitschrift, die der Studiengang Kulturjournalismus der Uni Hildesheim herausgibt. Die neueste Ausage befasst sich mit der jungen deutschen Gegenwartslyrik. Natürlich hat man noch keinen der 14 Lyriker-Namen gehört. Aber irgendwie kann ich auch sowieso nix anfangen mit den meisten Gedichten von jungen deutschen Gegenwartslyrikern. Was für ein Wort. Gegenwartslyrik. Klingt schon zu nüchtern. Repräsentativ für das, was ich meine, ist ein Gedicht von einem gewissen Steffen Popp, dass in dem Süddeutsche-Artikel aufgegriffen wird:

O elefantischer Pan im Porzellantrakt der Musen
hinter den Schleiern suchst du Gesang, übst dich
in Gedanken: "wir sind
ein Gespräch" sagst du, "wir sind Elefanten"
und bist ganz allein mit diesen Sätzen
einsamer als Dialoge, Dickhäuter
einsamer als die Elektrogeräte der Neuzeit
stromsparende Lampen, Wärmepumpen.

Dann wird noch ein gewisser Ulf Stolterfoht zitiert, der in einem Ausatz geschrieben hat, dass das Experimentelle eine "Notwehrredaktion einer an die Wand gedrückten Minderheit" ist und man versuchen sollte "im Gedicht die Grenzen des konventionalisierten Sprachgebrauchs" überschreiten sollte, wolle man an "einen Ort gelangen, der nicht schon stark touristisch geprägt ist".

Soll das bedeuten, dass man Quark schreiben soll, um sich ja abzuheben? Um bloß anders zu sein? Irgendwie kommt es mir so vor, als wenn der heutigen "Gegenwartslyrik" die Seele fehlt. Im Zweifel ist sie künstlich und weltfremd. Was würde nur Heinrich Heine dazu sagen?

Montag, 16. April 2007

Akkord ist kein guter Nebenjob

Seit Ende Januar jobbe ich ja wieder an einer Tankstelle - neben meinen journalistischen Jobs, die gerade wegen dem Diplom ein wenig auf Eis liegen. Ich fand das auch gut, da ich so ein kalkulierbares Gehalt habe. Beim Schreiben muss man die Themen ja erst einmal verkaufen beziehungsweise Aufträge bekommen. Eigentlich ist Tankwart auch ein cooler Posten. Dachte ich bisher.

Heute war ich erst wieder vier Stunden kassieren. Eigentlich nicht viel. Und doch ist es die Grenze des Belastbaren. Man fängt mit einer langen Kundenschlange an und man hört mit einer langen Kundenschlange auf. Dazwischen bleibt nicht einmal Zeit, um auf Toilette zu gehen.

Außer sonntags abends, wo ein Kollege die anderen Arbeiten macht, muss man auch noch sämtliche Waren, die die Kunden kaufen, wieder nachfüllen, Mülleimer auf dem Hof leeren, den Kundenraum wischen und so weiter. Wenn ich also alleine arbeite muss ich nach Feierabend eine Stunde unbezahlt weiterarbeiten, weil man während dem Kassieren nichts schafft.

Ich habe über sechs Jahre an Tankstellen gejobbt und immer war es ein cooler Job. Doch so etwas wie jetzt habe ich noch nicht erlebt. Die Kundenfrequenz liegt derzeit bei weit über einem Kunden pro Minute. Im Schnitt! Konkret heißt das: Es ist immer eine Schlange da, die es abzuarbeiten gilt.

Eigentlich mag ich diesen Job, weil man seine Ruhe hat. Erstens vor Chefs und zweitens Ruhe generell. Klar kommen etliche Kunden, klar muss man alles im Griff haben, Sachen nachfüllen etc. Aber man hat auch normaler Weise immer hier und da ein paar Minuten Luft, ein paar Minuten Ruhe - gerade abends, wo man auch mal nebenbei ein wenig in Magazinen stöbern oder sich mit Kunden etwas länger unterhalten kann. Das ist das Prinzip Tankstelle. Alles andere würde auch nicht das mäßige Gehalt rechtfertigen.

Ich möchte gar nicht auf die Tankstelle zu sprechen kommen, bei der ich damals gearbeitet habe und dass dort super viele coole Kollegen waren. Es hingen auch immer welche dort rum - mich eingeschlossen. Vielleicht weil diese Tanke mehr wie ein Jugendtreff als ein Arbeitsplatz wirkte. Wie auch immer. Dort war die Welt noch in Ordnung. Vielleicht lag es auch nur daran, dass eine freie Tankstelle gegenüber war und mehr als Hälfte aller Kunden abgegriffen hat.

Nun arbeite ich bei so einer Freien und es gibt keine andere Tankstelle in der Nähe. Ich will mich wirklich nicht allzu sehr anstellen. Aber die Arbeit dort ist einfach zuviel. Das Geld sowieso außen vor gelassen. Ich denke, ich sollte wieder mehr - oder nur noch - schreiben. Auch, wenn es da keine finanzielle Garantie gibt. Anderseits verdiene ich mit einem Artikel so viel wie an drei Tankstellenschichten. Ein paar Stunden schreiben gegen drei Tage Akkordhölle.

Sonntag, 8. April 2007

Wettlauf um die Welt

Das ZDF zeigte kürzlich die dreiteilige Dokumentation "Wettlauf um die Welt". Eine Produktion über die Globalisierung, den Standort Deutschland und was er tun muss, um in Zukunft eine Chance zu haben. Der entscheidende Faktor dafür: Bildung.

Insbesondere der dritte Teil der Serie beschäftige sich damit. Das frustrierende Ergebnis: "Auf eines hatten sich die Deutschen immer etwas eingebildet: ihr Bildungssystem. Doch genau in diesem Kernbereich der Zukunft sieht es schlecht aus." Und weiter: "Das Gefälle zwischen gebildet und ungebildet wird immer größer. Die wichtigste Ressource des Landes, die Intelligenz, verkommt." Andreas Schleicher, Bildungsexperte bei der OECD, spricht noch direkter über das deutsche System: "Die ganze Bildungsbürokratie, die kann man fast schon als hirntot bezeichnen."

Die Sprecher der Sendung, Claus Richter, Redaktionsleiter von Frontal 21, und Stefan Aust, Chefredakteur vom Spiegel, stimmen in Schleichers Kritik ein: "Das Gefälle zwischen gebildet und ungebildet wird immer größer. Die wichtigste Ressource des Landes, die Intelligenz, verkommt." In China könne man sehen, welcher Elan angebracht wäre. Alleine in der nordchinesischen Stadt Dalian gibt es 22 Hochschulen. Und einer der Professoren dort - der nebenbei erwähnt in Deutschland seinen Doktor gemacht hat - sagt: "Wir werden in möglichst kurzer Zeit, das Niveau der USA und Europa überholen."

Die drei Teile der sehr empfehlenswerten Produktion (jeweils 45 Minuten) sind komplett online als Stream verfügbar.


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Danke
Vielen Dank für diese Sätze: "Es sollte eine sehr gute...
Johanna (Gast) - 2013-12-05 10:34
Gut analysiert. Nur bei...
Gut analysiert. Nur bei der politischen Ausrichtung...
7an - 2013-10-10 15:08
Kein Interesse
Nur eine kurze Anmerkung. Journalisten denken von ihrem...
Otto Hildebrandt (Gast) - 2013-10-10 14:08

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